Der Bau des Nord-Ostsee-Kanals von 1887 bis 1895 sowie die erste Kanalerweiterung von 1907 bis 1914 brachten große Veränderungen für den Luftkurort mit sich.
Burg bekam ein Elektrizitätswerk und eine Wasserleitung, die Kanalisation wurde in Angriff genommen und eine neue Schule gebaut. Während beider Bauzeiten wurden im Ort Kanalbauämter eingerichtet.
Durch den Zuzug der vielen beim Kanalbau beschäftigten Techniker, Angestellten und Arbeiter profitierte die Geschäftswelt und das kulturelle Leben im Ort nahm Fahrt auf. Auch die Burger Schiffer gehörten zu den Profiteuren. Für den Kanalbau wurden Unmengen von Sand, Kies und Steinen gebraucht. Diese Baustoffe holte man von dem nahen Kleve und brachte sie auf Loren zur Burger Au. Dort verlud man sie auf Sandewer und transportierte sie zu den Baustellen.
Den größten Aufschwung nahm jedoch der Tourismus. Wirksamste Investition: der neu gebaute und 1895 eingeweihte Anleger am Nord-Ostsee-Kanal. Der Burger Fremdenverkehrsverein rührte kräftig die Werbetrommel, ließ zigtausende Werbebroschüren drucken, die den beliebtesten Lesezirkeln der Hansestadt Hamburg beigelegt wurden, mit größtem Erfolg. Bis in die 1930er Jahre besuchten den Luftkurort Jahr für Jahr rund 25 bis 30.000 Tagesgäste und obwohl Burg 1920 einen Bahnanschluss erhielt und häufig Sonderzüge die “Perle der Westküste” anfuhren, kamen die meisten Gäste mit den Ausflugsdampfern, genossen die Naturschönheiten und ließen sich in den seiner Zeit sehr zahlreichen gastronomischen Betrieben verwöhnen.
Jeweils Mitte Juni setzten die regelmäßigen Fahrten der Hamburg-Blankenese-Este- Linie und der Hafen-Dampfschifffahrt AG mit den Dampfern “Königin Luise” und “Bürgermeister Diestel” ein. Fast jeden Sonntag fanden außerdem Extrafahrten nach Burg statt.
©Inge Schwohn